Freds Mutter ist Friedhofswärterin und so leben die beiden am wohl ungewöhnlichsten Ort, den man sich in Berlin vorstellen kann. In der Schule wird er als Freak gemobbt, nachts auf dem Friedhof zeigt er sich als Held, wenn er mutig die Gruft der Familie von Finsterstein betritt. Versehentlich erweckt er sie zum Leben. Das kann nicht gut gehen!
Fred zieht mit seiner alleinerziehenden Mutter, einer Friedhofswärterin, nach Berlin auf einen kleinen Waldfriedhof. Die gruselige Atmosphäre mit überwucherten Grabsteinen, zugemauerten Gruften, Heckenlabyrinthen und verschlossenen Katakomben kann Fred so leicht nicht verschrecken. Mutig läuft er am Abend mit Taschenlampe seine Runden und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Bisher war es das auch, wäre da nicht die Gruft der von Finstersteins… Es scheint, als müsse Fred jedes Mal eine unsichtbare Barriere überwinden, wenn er den Weg zum Eingang der Gruft einschlagen will. Doch Fred wäre nicht Fred, wenn er sich davon vertreiben ließe. Mutig betritt er die Gruft, nichts ahnend welche Folgen sein Handeln haben wird. Und so kommt es, dass wenig später ein Leistenkrokodil in der Schule auftaucht und die 400 Jahre alte Familie von Finsterstein in ihrer altmodischen Kleidung und mit merkwürdigen Verhaltensweisen über den Friedhof läuft.
Bereist das Cover, mit verschreckt dreinblickendem Fred und dem Zombiemädchen Sinaista von Finsterstein, die zusammen mit ihrem Krokodil gerade aus dem Eingang der Gruft schaut, wirkt auf Leser der Zielgruppe magisch anziehend. Der wackelig aussehende leuchtende Schriftzug des Buchtitels und die ebenso gelben Buchkanten runden die äußere Gestaltung perfekt ab. Das Buch hält, was es verspricht: Eine spannende, teils ein klein wenig gruselige und ebenso witzige Unterhaltung für Kinder im Alter von 8 bis 10 vielleicht sogar bis 11 Jahren.
Fred, der sich selbst als Freak bezeichnet, wird von seinem noch viel freakigerem Schulfreund Franz wegen seiner nächtlichen Aktivitäten als Held bezeichnet. In der Schule sind die beiden Außenseiter und Mobbingopfer einer Gang um Aaron Bärbach. Die Vorfälle wiegen schwer und es verwundert doch, dass selbst bei körperlichen Auseinandersetzungen weder Lehrer noch Eltern einschreiten. Heldenhaft gehen die beiden Jungen trotz Ängsten und Übermüdung weiterhin jeden Tag zur Schule und lassen die Gemeinheiten über sich ergehen, während sich bei Fred zunehmend Wut und Widerspruchsgeist einstellen. Zu seiner Mutter hat er eine gute Beziehung. Sie stellt keine unangenehmen Fragen, steht immer hinter ihm und versorgt die kleine Familie. Fred fühlt sich schuldbewusst, da er so viel verheimlicht. Er verhält sich ihr gegenüber derart rücksichtsvoll, wie es sich viele Mütter von ihren Kindern wünschen, für Kinder in dem Alter allerdings ungewöhnlich und ganz sicher nicht gesund ist.
Dieser erste Band ist ein spannender und unterhaltsamer Auftakt der neuen Reihe „Die Finstersteins“. Das Ende bleibt offen, erste Verstrickungen werden sichtbar und es enthält in Bezug auf die Entwicklung der Personen reichlich Potential. Neugierig warten wir auf die Fortsetzung und Veröffentlichung des nächsten Bandes.
Die Finstersteins – Wehe, wer die Toten weckt … von Kai Lüftner (Autor), Fréderic Bertrand (Illustrator), Coppenrath 2016, gebundene Ausgabe 12,99€, 224 Seiten, ISBN: 978-3649619086