Die Sommerferien sind zu Ende. Freudig begrüßen die SchülerInnen der Klasse 7a ihren Lehrer. Diesmal ist Herr Gabler ebenso aufgeregt wie sie. Über die neue Mitschülerin, auf die sie noch warten, wurde in der letzten Lehrerkonferenz lange gesprochen.
Als das Mädchen im Rollstuhl auf den Schulhof fährt, ist die Aufregung zunächst groß. Schnell wird klar, dass ihre körperlichen Einschränkungen für die gesamte Klasse einschneidende Veränderungen bedeuten, die bei einigen SchülerInnen für Unmut sorgen. Nur wegen der Neuen und ihrem Rollstuhl soll die geplante Fahrt ans Meer ausfallen! Unverständnis, eine gehörige Portion Egoismus und allerhand Missverständnisse sorgen dafür, dass Marla bald nicht mehr zur Schule gehen will.
Dieses als Schulausgabe konzipierte Taschenbuch greift die Inklusion und Vorbehalte ihr gegenüber auf und eignet sich sehr gut, um darüber ins Gespräch zu kommen, ob jedes Anderssein tatsächlich eine eigene Schule braucht.
Marla, das Mädchen im Rollstuhl, ist sehr freundlich und ohne Schattenseite dargestellt. Diese Sichtweise ist natürlich etwas einseitig und stigmatisiert Behinderte als leidtragende Opfer, die der Willkür anderer ausgesetzt sind, ohne dass sie viel dagegen unternehmen können. Im echten Leben treffen die LeserInnen möglicherweise auf Kinder im Rollstuhl, die sich nicht derart „perfekt“ verhalten und bei denen es schwerer fällt, positive Gefühle zu entwickeln. Dennoch eignet sich das Buch sehr gut, um als Klassenlektüre im Unterricht zum Einsatz und mit den SchülerInnen über die inklusive Beschulung, gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis ins Gespräch zu kommen.
Durch die Unterteilung in kurze Kapitel, die Zeilennummerierung am Rand und beim gleichen Verlag käuflich erhältliches Begleitmaterial mit Kopiervorlagen erfordert der Einsatz wenig Vorbereitungsaufwand für die Lehrperson.
Weiterhin ist der partizipative Umgang des Lehrers mit seinen SchülerInnen positiv hervorzuheben. Diese dürfen über die anstehende Klassenfahrt tatsächlich mitbestimmen. Der Lehrer lässt ihnen ausreichend Zeit zur Entscheidungsfindung und versucht nicht, ihnen seinen Willen aufzudrücken. Da die demokratische Wertevermittlung und Gesellschaftskunde in den unteren Klassenstufen nicht im Lehrplan verankert ist, kann es ratsam sein, diese Lücke zu schließen – zum Beispiel im Deutschunterricht mit diesem Buch als Gesprächsanlass.
Eine von uns? von Fiedler Beate (Autorin), Hase und Igel 2016, Taschenbuch (Schulausgabe) 5,95€, 125 Seiten, ISBN: 978-3867601870