Mein Papa ist kein Mörder

Cover des Kinderbuches: Mein Papa ist kein Mörder

Das Leben der Geschwister Simon und Vicky ändert sich dramatisch, als ihr Vater im Gefängnis landet. Durch die Mischung aus Graphic Novel und Sachbuch werden die emotionalen Belastungen und familiären Konflikte anschaulich dargestellt, während informative Texte dabei helfen, die Situation besser zu verstehen. Mein Papa ist kein Mörder ist ein beeindruckendes Buch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren.

In Detektiv- und Abenteuergeschichten kommt es recht häufig vor, dass die Halunken ins Gefängnis gesperrt werden. Dabei ist klar, wer die Bösen sind, nämlich die Verbrecher. Doch was ist mit den Kindern, deren Eltern sich nicht an Regeln und Gesetze gehalten haben und die deswegen verurteilt wurden? Diese Kinder haben im Alltag mit erheblichen Problemen zu kämpfen und es ist schwer für sie, ein Buch zu finden, das ihre Lebensrealität zeigt.

Kinderbücher über das Leben im Gefängnis und Eltern im Knast gibt es wenige, aber es gibt sie. Als Tabuthema fristen sie ein Schattendasein und es ist umso wichtiger, diese Bücher ins Rampenlicht zu stellen, damit sie Aufmerksamkeit erhalten.

Inhalt: Mein Papa ist kein Mörder

Für die Geschwister Simon und Vicky ist ihr Vater ohne Vorankündigung von einen Tag auf den nächsten verschwunden. Die Mutter behauptet, er wäre arbeiten. Den Kindern fällt auf, dass sie irgendwie merkwürdig ist. Lange kann sie ihr Geheimnis nicht wahren und somit erfahren Simon und Vicky, dass ihr Vater im Gefängnis ist, weil er während der Busfahrt telefoniert und dabei einen Jungen auf dem Fahrrad überfahren hat.

©Tyrolia 2024: Mein Papa ist kein Mörder

Eine anstrengende Zeit steht allen Beteiligten bevor. Die Familie kann den Vater und Ehemann im Gefängnis besuchen, doch im Gefängnis herrschen eigene Regeln und schön ist es dort nicht. Schnell kommt es zu Konflikten untereinander, obwohl es gerade jetzt notwendig wäre, dass alle zusammenhalten.

Ob der ganze Spuk vorbei ist, wenn die Haftstrafe abgesessen ist? Keineswegs, denn wer einmal wegen einer schweren Straftat verurteilt wurde, hat es hinterher auch unter den besten Voraussetzungen schwer, wieder ein normales Leben zu führen. Dieses Kinderbuch zeigt eindrucksvoll, was ein Gefängnisaufenthalt nicht nur für den Gefangenen selber, sondern ebenso für dessen Familie bedeutet.

Mit dem Buch Mein Papa ist kein Mörder wurde eine Lücke auf dem Kinderbuchmarkt geschlossen, denn die Auswahl unter Kinderbüchern zum Thema Gefängnis für Kinder ab 12 Jahren ist erstaunlich klein. Bisher finden sich lediglich einige wenige Erzählungen. Ähnlich wie dieses Buch und ebenfalls empfehlenswert, aber für eine jüngere Zielgruppe – Kinder ab 8 Jahren – ist das Kinderbuch Im Gefängnis – Ein Kinderbuch über das Leben hinter Gittern.

Graphic Novel und Sachbuch

Mein Papa ist kein Mörder ist eine Kombination aus Graphic Novel und Sachbuch. Die Geschichte der Familie Petermann und deren Tragödie bildet die Rahmenhandlung und ist als Graphic Novel bzw. Comic umgesetzt. Sie spielt in Österreich, als konkrete Orte werden die Justizanstalt Josefstadt in Wien benannt. Die österreichische Herkunft des Verlages und der Autorin zeigt sich auch sprachlich an mehreren Stellen, etwas bei der Verwendung von Kosenamen wie „Mausele“, einzelnen Worten wie „Bub“ oder ganzen Sätzen einschließlich der Rechtschreibung wie „Ich hab am Handy Fotos vom Schikurs“.

Damit dieses in Österreich geschriebene Kinderbuch im gesamten deutschsprachigen Raum verkauft werden kann, sind im Sachtext die Unterschiede benannt. So heißt das Gefängnis in Österreich Justizanstalt (JA), in der Schweiz und in Deutschland hingegen Justizvollzugsanstalt (JVA). Insgesamt scheint es viele Übereinstimmungen zu geben, sodass nur vereinzelt derartige Anmerkungen notwendig sind.

Die Erzählung zeigt deutlich die Belastungen und emotionalen Probleme aller Familienmitglieder auf. Sie reichen von finanziellen Schwierigkeiten über Wut, Trauer und Schuldgefühlen bis hin zu Mobbing in der Schule und Gewalt unter Gefangenen. Es ist hervorragend gelungen, dies in die Handlung einzubetten. 

Illustrationen der Graphic Novel

Die Illustrationen geben die emotionale Lage der Beteiligten eindrucksvoll wider. Die Zeichnungen sind mit unterschiedlichen Rotschattierungen koloriert, was dem alarmierenden Ausnahmezustand entspricht. Die knallig-roten Szenen wirken besonders eindringlich und sind bewusst an besonders emotionalen Momenten eingesetzt. 

©Tyrolia 2024: Mein Papa ist kein Mörder

Ergänzend dazu sind auf vielen Seiten Sachtexte vorhanden, die Hintergrundinformationen enthalten und das Verhalten der Personen auf rationaler Ebene einordnen und erklären. Diese Texte können betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen, ihre familiäre Lage besser zu verstehen. Für alle anderen sind die Erklärungen ebenfalls sehr interessant und ermöglichen Einblicke in eine Welt, die viele – zum Glück – nicht kennen. 

Mein Papa ist kein Mörder ist ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch zum Thema Gefängnis/Knast für Kinder ab 12 Jahren.

Cover des Kinderbuches: Mein Papa ist kein Mörder

Christine Hubka (Text) & Lukas Vogl (Illustrationen):
Mein Papa ist kein Mörder
Tyrolia 2024
ISBN 978-3-7022-4198-8
120 Seiten, Preis: 18 € [D]
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

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