Über den Sinn und Unsinn von Noten…

bewertung-kinderbuecher… oder Warum ihr bei mir keine Sterne, Herzchen oder ähnliche Bewertungen für Bücher findet.

Anders als Amazon und andere Bücherblogs habe ich mich bewusst dagegen entschieden, im Anschluss an eine Rezension das Buch durch eine bestimmte Anzahl an Sternen zu bewerten.

Warum eigentlich? So kann doch jeder auf den ersten Blick sehen, ob das Buch gut ist oder nicht. – Ja? Ist das wirklich so?

Ich habe meine Schwierigkeiten mit der Frage, was gute Kinderbücher sind. Ist ein Kinderbuch gut, wenn viele Kinder es gerne lesen, es die Zielgruppe anspricht? Ja und vielleicht. Ja, weil Kinder dann lesen und häufig beklagt wird, dass sie das viel zu selten tun. Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Seit der ersten PISA Studie im Jahr 2000, bei der ebenso wie 2009 die Lesekompetenz Schwerpunktthema war, wird Lesekompetenz und Lesemotivation bei Kindern immer wieder öffentlich diskutiert.

„Die Lesekompetenz bedeutet in PISA Folgendes:

•   Geschriebene Texte verstehen, anwenden, über sie nachdenken und sich mit ihnen beschäftigen

•   Dadurch seine Ziele erreichen, sein Wissen und Potenzial weiterentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilhaben“ Quelle

Lesekompetenz ist demnach weit mehr als die Beherrschung einer Kulturtechnik. Lesen ist Bildung, Texte und Bücher eröffnen neue Erfahrungsräume, regen dazu an, sich mit gesellschaftlichen, politischen und weltanschaulichen Themen auseinanderzusetzen, sie zu interpretieren, daran zu wachsen und sich letztlich individuell und in Interaktion mit der Umwelt zu entwickeln.

Genau dafür eignet sich nicht jedes Kinderbuch und ich bekenne mich hiermit als Liebhaberin anspruchsvollerer Kinderliteratur.

Kinderbücher, die immer wieder dieselben Themen und Klischees bedienen, finde ich auf Dauer total langweilig und unbefriedigend. Ja, die gefühlten fünftausend Bücher und Reihen mit magischen Tieren, Einhörnern und Freundschaftsgeschichten eignen sich prima zum Wegschmökern. Das geht leicht, das fühlt sich gut an. Daher haben sie auch ihre Berechtigung und aus dieser Perspektive meist mindestens vier von fünf Sternen verdient. Lege ich nun andere Maßstäbe an, sieht die Sache anders aus. Sind Sprache, Inhalt und bildnerische Gestaltung in irgendeiner Form einzigartig, kreativ, etwas Besonderes? Löst genau diese Gestaltung positive Gefühle bei mir aus? Das muss es nämlich nicht, womit wir beim „Geschmäcker sind bekanntlich verschieden“ angekommen sind. Ja, sie sind verschieden und dürfen und sollen es bitteschön auch sein. Da meine Buchbesprechungen, Rezensionen, Bewertungen oder wie auch immer man es nennen mag, immer subjektiv sind, genau deswegen kann und will ich keine Sternchenbewertungen abgeben und euch eine Objektivität vorgaukeln, die es nicht gibt.

Wollt ihr wissen, was eine andere Kinderbuch-Bloggerin dazu sagt? Dann schaut hier.

Zum Abschluss: Mir gefällt die Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur und wie traurig wäre es, sie anhand einseitiger Kriterien zu beschränken. Wobei die Verkaufszahlen des Buchmarktes hierauf einen großen Einfluss haben, aber das ist eine andere Sache.

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24 Gedanken zu „Über den Sinn und Unsinn von Noten…“

  1. Hallo Anna,
    als ich mit meinen Rezensionen bei lovelybooks angefangen habe (dort muss man ja Sternchen vergeben) habe ich mich auch gefragt, ob dieses Bewertungssystem so sinnvoll ist, denn wie du richtig schreibst erlebt ja jeder Leser ein Buch ganz anders. Daher verwende ich auf meinem Blog auch kein Bewertungssystem, sondern versuche im Text der Rezension die Vor- und Nachteile aufzuzeigen, so dass dann jeder Leser selber entscheiden kann, ob das Buch etwas für einen ist. Mir ist übrigens aufgefallen, dass unter den wordpress-Nutzern die Sternchen-Vergabe längst nicht so verbreitet ist wie bei den blogspot-Nutzern.
    Liebe Grüße
    Thomas

    1. Ich sehe, wir verstehen uns. 🙂 Vermutlich gibt es bei blogspot ein schnell auffindbares Plugin, mit dem das ohne große Technikkenntnisse möglich ist.

  2. Interessante Frage, angewandt bei Kinderbüchern! Ich habe darüber nachgedacht und komme zu dem Schluss, dass du in Sachen Kinderbücher Recht hast. Deine Argumentation kann ich nachvollziehen. Kinderbücher werden von jedem Kind anders gesehen und gelesen und motivieren womöglich auf verschiedenen Ebenen.
    Bei Erwachsenenliteratur stört es mich sehr, wenn bei einer Buchbesprechung keine Bewertung im Sinne von Noten, Punkten, Sternen… vorhanden ist. Ich möchte wissen, wie die subjektive Bewertung des Rezensenten ausfällt und lese dann den Text dazu. Diese Bewertung rundet für mich eine Rezension ab. 🙂
    Viele Grüße vom monerl

  3. Huhu!

    Ich mag dieses fünf Punkte System auch nicht wirklich. Ich achte meistens auch gar nicht auf die Sternchen, Herzchen, was weiß ich. Ich lese mir lieber die Rezension zu dem Buch zu und gut ist. Mit Punkten kann ich nichts anfangen. Das sagt für mich nicht wirklich etwas über das Buch aus.

    Liebe Grüße,
    Jasmin

  4. Hey,
    ich tue mich auch sehr schwer damit meine Meinung in dieses 5 Punkte-System zu quetschen. Leider bleibt mir nichts anderes übrig, spätestens wenn ich meine Rezensionen bei amazon, Thalia und co. veröffentlichen möchte werde ich wieder gezwungen das Buch (oder Produkt) auf diese Weise zu bewerten.

    Darüber nachgedacht wie ich das auf meinem Blog anders lösen kann, habe ich schon oft. Ich finde aber auch, eine Meinung ist eben genau das, eine Meinung von vielen. Andere lesen gerne was ich doof finde und umgekehrt, dann sagt eine einfache Bewertung aus Sternen, Noten, Eulen oder sonst dergleichen nichts weiter aus.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Kinderbüchern noch viel extremer und schwerer ist.

    LG
    Rena

  5. Ich vergebe auf meinem Blog keine Sterne oder ähnliches.
    Ich finde, man kann auch innerhalb der gleichen Sternekategorie schlecht vergleichen. Ein Beispiel: Ein Buch hat eine wunderbare Sprache, die mir immer mal wieder Gänsehaut wegen einer tollen Formulierung beschert, aber die Handlung ist schwach. Ich vergebe drei von fünf Sternen. Ein anderes Buch hat eine super Idee, die auch herrlich umgesetzt wurde, aber der Versuch von Humor, den andere super witzig finden, trifft mein Humorzentrum so überhaupt nicht und ich verdrehe die Augen bei den vielen ollen Kalauern. Das stört mich so, dass ich „nur“ drei von fünf Sternen vergebe.
    Diese beiden Bücher sind so unterschiedlich und es gefallen bzw. stören andere Dinge und das kann ich nicht in einer Gesamt-Punktewertung ausdrücken.
    Außerdem kommt noch hinzu, dass drei von fünf Sternen für manche ein solides, absolut lesenswertes Buch repräsentiert, für ander aber schon ein halber Verriss und ein Grund ist, sich nicht näher mit einem Buch zu befassen.
    Deshalb habe ich mich gegen eine Sterne, Punte o. ä. Benotung entschieden.

    LG Gabi

  6. Hey!
    Ein wirklich schwieriges Thema sprichst du da an. Ich selber vergebe Sterne in Form von Federn und würde diese auch nie abschaffen, da mir Rezensionen, bei denen am Ende keine Punktevergabe steht gar nicht so arg liegen. Ich schaue meistens als erstes auf die Punktewertung und entscheide dann, ob ich eine Rezension lese, oder eben nicht. Steht da keine Wertung, dann kommt es durchaus öfter vor, dass ich aus dem Blog wieder rausklicke. Ich kann gar nicht so genau sagen, warum das so ist. Bequemlichkeit? Der erste Eindruck hilft mir bei der Entscheidung, ob ich die Rezension lese. Die fünfte Bewertung mit 5 Sternen lese ich eher nicht, dafür aber die zehnte Rezension mit 3 Sternen. Mich interessieren eher die Rezensionen, die nicht so zufrieden mit einem Buch waren, da dort meist die „Mängelpunkte“ aufgeführt sind und ich dann für mich entscheiden kann, ob mich die angesprochen Punkte auch stören würden, oder eher nicht. Von daher, ich genieße es, wenn mir für den ersten Eindruck erstmal eine Punktzahl präsentiert wird.
    LG
    Yvonne

    1. Ja, der Vorteil liegt darin, dass der Gesamteindruck, den das Buch oder Hörspiel hinterlassen hat, viel schneller erfasst ist. Das macht bei mir auf dem Blog etwas mehr Mühe, hier muss ein ganzer Text gelesen werden. Aber du hast einen wichtigen Punkt angesprochen. Auf Portalen wie Amazon geben viele ihre Meinung ab und über die Vergabe der Sterne entsteht ein allgemeines Meinungsbild. Das hat natürlich eine gewisse Aussagekraft, muss aber mitunter interpretiert werden. Mich interessieren hier Bücher, die sehr viele und ausschließlich 5 Sterne Bewertungen erhalten. Dann schaue ich aber auch, ob das ausschließlich Blogger sind (viele Namen sind mir mittlerweile bekannt und man erkennt es an der Länge der Rezension). Nicht alle bewerten kritisch und tatsächlich unabhängig! Sehr spannend finde ich kontrovers bewertete Bücher und hier schaue ich mir die Meinungen sehr genau an. Warum waren manche Leser enttäuscht und andere nicht? Die Spur ins Schattenland ist genau so ein Buch. Hier führt der Klappentext in die Irre, genau wie eigentlich das gesamte Buch – bis eben zum Schluss und genau der konnte mich überzeugen. Hier liegt die Abwertung mancher Leser also nicht unbedingt am Buch, sondern an der Erwartungshaltung.

  7. Hallo Anna
    Ich vergebe auf meinem Blog auch Leseenten, da es für mich zu meinen Rezensionen dazugehört.
    Ich habe auch diese Lesefutter-Bücher, die meistens 4 Leseenten bekommen. Die liest man schnell weg, hat eigentlich auch nichts auszusetzen, es fehlt aber einfach das gewisse Etwas.
    Bei Kinderbüchern tue ich mich auch schwerer und die meisten bekommen auch 5 Leseentchen. Sobald dann der Kinderbuchblog online ist, werde ich da die Bewertungen rausnehmen. Ich habe das bisher so gemacht, weil ich es auch bei den anderen Büchern so mache und weil es bei amazon & co sowieso verlangt wird.
    lg Favola

  8. Da hast du völlig Recht. Auch bei Jugendbüchern fällt mir die Bewertung manchmal aus diesem Grund schwer. War das Buch gut und unterhaltsam? Ja. Habe ich etwas ähnliches schon zehn Mal gelesen? Ebenfalls ja. Man muss irgendwie unterscheiden, ob ein Buch „nur“ gut oder außergewöhnlich ist, da stimme ich dir zu 🙂

    1. Es gibt natürlich auch viele Bücher auf dem Markt. Da zu bestehen ist sicher nicht leicht. Und dennoch auch wieder gut, wenn nicht jedes als sehr empfehlenswert durchgewunken wird. Wie hilfreich sind Rezensionen dann noch?

  9. Hey 🙂

    Ich tue mich oft bei normalen Büchern schon schwer, sie zu bewerten. Mache es dann doch aber immer wieder, weil ich gemerkt habe, dass ich damit oft recht genau überlege, was mir wirklich an einem Buch gefallen hat und was nicht. Es hilft mir persönlich beim Schreiben, auf den Punkt zu kommen. Ich hatte aber auch schon den Fall, dass ich eine Rezi angefangen hatte zu schreiben, wo ich erst am Ende wirklich wusste, wie viele Sternchen ich vergeben wollte.

    Für mich persönlich sehe ich Bewertungen schon ein bisschen als Orientierung – ich würde wegen einer negativen Rezi aber nicht so weit gehen, ein Buch gar nicht zu lesen, wenn ich es sonst interessant finde. Also: Orientierung ja, aber ich gehe beim Aussuchen meiner Bücher nicht ausschließlich nach Bewertungen … Wie du schon sagst: Es ist subjektiv – und das wird es auch immer bleiben.

    Bei Kinderbüchern stelle ich mir das ehrlich gestanden noch einen Tick schwieriger vor. Empfehlungen abzugeben traue ich mir da eigentlich gar nicht mehr zu, aber deswegen gefällt mir das beim Büchermagazin so gut, wo tatsächlich die Kinder Hörbücher und Bücher bewerten – da sprechen die, die die Bücher gelesen haben :).

    Liebe Grüße
    Ascari

  10. Für mich ist eine Sternenvergabe schon wichtig, allerdings eben nur für mich. Seltenst richte ich mich nach anderen Meinungen, schließlich gebe ich auch nur meine wieder. Oft lese ich unter Rezensionen dir „nur“ 3 Sterne bekommen haben „Oh gut, dann lese ich das auch nicht“ und dann frage ich mich manchmal warum?
    Jeder liest auf seine Weise und die Geschmäcker und so weiter – ist ja bekannt. Die Aussage zu den Kinderbüchern und ihre unterschiedliche Wirkung kenne ich selbst. Was Sohn nie gelesen hat oder nie zu Ende, begeistert nun meine Tochter und umgekehrt. Finde ich Bilder zu farblos, findet einer der beiden es toll.
    Recht kann man es wohl nie jemanden machen und letztendlich zählt das eigene Leseempfinden 🙂
    Deinen Beitrag fand ich richtig klasse.
    Wünsche dir noch eine schöne Lesezeit.
    Liebe Grüße
    Kasin

  11. Hallo liebe Anna,

    in letzter Zeit habe auch ich sehr viel über die Blümchen, Herzchen, Pfoten, Sterne und weiß der Geier was für Zeichen nachgedacht. Ich habe ja selbst so ein „System“. Allerdings werde auch ich diesem gerade immer untreuer. Ich empfinde da wie du. Es ist schwer die unterschiedlichsten Bücher mit ihren Inhalten einer 1-5 Bewertung zu unterziehen, wenn schon beispielsweise die Schreibweise, die Aufmachung, das Cover meistens unterschiedlichen Eindruck, wegen verschiedenen Geschmäckern hervorrufen. Mittlerweile versuche ich meine Rezensionen so zu schreiben, dass sie gut begründet, beim Leser ganz allein ein Gefühl vermitteln, dass er sich entscheiden kann, ob das Buch etwas für ihn ist. Die letzten Rezensionen hatten daher keine Blümchen. 😉

    Ich werde deinen Beitrag mit in meine Flugspuren für den Monat September aufnehmen.

    Ganz liebe Grüße
    Karin

    1. Das freut mich in doppelter Hinsicht. Wer ein Buch wirklich gewählt kaufen will, sollte sich vorher die Mühe machen, ausführlichere Rezensionen darüber zu lesen. Andernfalls kann die subjektive Bewertung eines anderen ein persönlicher Fehlkauf werden.

  12. Ich seh das ganz genauso wie du, bei mir gibt es auch nur eine subjektive Leseempfehlung.
    Wenn ich bei Amazon und Co. Sternchen vergeben muss, tue ich mich immer schwer, wenn das Buch keine uneingeschränkte Empfehlung wert ist.

    1. Ja, so geht es mir auch, Amazon zwingt einen dazu. War das Buch in allen Kriterien super, ist das kein Problem. Schwierig wird es, wenn ein Buch zum Beispiel bei Kindern der Renner, literarisch aber schwach ist. Welches Kriterium wiegt dann mehr?

  13. Ich stehe klar zu meiner Entscheidung, eine sichtbare Bewertung unter die Rezension zu platzieren. Es ist für mich der letzte Punkt, eine gut begründete Bewertung zum Abschluß zu bringen. Es ist die Strenge zu mir selbst. Zugleich hilft es den Lesern im Überblick. Auch Autoren und Verlage sind froh darüber, weil es im besten Fall auch gut fürs Marketing ist. Und ja, ich möchte mit meinen Besprechungen auch das Bekanntwerden und den Verkauf bestimmter, guter Kinderbücher fördern. Sonst bräuchte ich nicht darüber bloggen. Meinen Bewertungen unterliegt eine Art eigener Fragekatalog bzgl. Text, Plotgestaltung, Sprachstil und Illustrationen. Letztlich muß es stimmen. Wenn ich Punkte abziehe, begründe ich es.

    1. Danke für deine ehrliche Meinung. Es ist wie in der Schule, beim Thema Notenvergabe entstehen Kontroversen. So spiegeln sich diese unterschiedlichen Ansichten auch auf den Blogs wider und verhelfen raus aus einem „Einheitsbrei“, verleihen jedem Buchblog ein Stück Einzigartigkeit.

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