„Sie meinen, dass wir aufhören sollen, nach den wahrscheinlichen Unwahrscheinlichkeiten zu suchen und anfangen müssen, die tatsächlichen Tatsachen zu sehen?“
Anton und Marlene, beide noch unendlich müde und erschöpft von ihrem letzten Abenteuer im Paralleluniversum, wünschen sich nichts weiter als die Gewissheit, endlich in Sicherheit zu sein. Zunächst sieht es ganz danach aus, dass das Paralleluniversum wie erhofft unwiderruflich zerstört und mit ihm auch dessen Gefahren gebannt sind. Doch wenig später häufen sich die Unwahrscheinlichkeiten. Marlene findet ein Mossbüschelchen, wie es seufzend über die Straße läuft, ein Spielautomat spuckt eine Menge an Zweieurostücken aus, die er niemals enthalten kann und plötzlich verschwinden Kinder aus ihrer Schule. Niemand weiß etwas von ihnen. Oder vielleicht doch? Was ist mit dem Obdachlosen, der Anton und Marlene zu dem Spielautomaten führte? Auch Herr Kux, der Physiklehrer, benimmt sich höchst verdächtig!
Der zweite Band mit Anton und Marlene ist turbulent, unterhaltsam, lustig und spannend zugleich. Den beiden Kindern bleibt keine Ruhe gegönnt. Ehe sie sich versehen, stecken sie bereits mitten drin im nächsten Abenteuer und schneller als ihnen lieb ist, befinden sie sich erneut in Gefahr. Neben dem eigentlichen Handlungsverlauf, der an eine – zugegeben etwas unwahrscheinliche – Detektivgeschichte erinnert, wird der Blick gekonnt auf soziale und zwischenmenschliche Aspekte gelenkt.
Anton, der aus einem sehr stabilen, emotional Halt gebendem Elternhaus stammt und finanzielle Sorgen nicht kennt, ist zunächst hilflos, als er erkennt, dass es Marlene peinlich ist, wie wenig Geld ihre Familie hat. Klassenfahrten sind für sie keine Selbstverständlichkeit und auch Schulhefte übersteigen schnell das verfügbare Budget. Die Freundschaft zwischen ihnen ist von einem einfühlsamen und achtsamen Umgang geprägt. Beide begegnen Außenseitern wie einem Obdachlosen oder dem draufgängerischen Schulkameraden tolerant und offen. Dies erweist sich letztlich für alle als sehr hilfreich.
Fazit
Ein unterhaltsames Kinderbuch, in dem die Protagonisten zwischen der realistischen und einer phantastischen Welt hin und her wechseln und Gefahr droht, wenn beide Welten ineinander verschmelzen. Es ist sinnvoll aber nicht zwingend notwendig, zuvor den ersten Band zu lesen.
Antje Herden (Text) und Regina Kehn (Illustrationen):
Anton und Marlene und die tatsächlichen Tatsachen
Fischer KJB 2016
ISBN: 978-3737352369
256 Seiten, gebundene Ausgabe, Preis: 12,99€