Wie ich Fräulein Luise entführte… – Kinderbuch

Wie ich Fräulein Luise entführte...In Gretas Leben ist alles durchgeplant. Das fing bereits an, als sie noch in den Kindergarten ging und ihre Eltern ihr mit musikalischer Früherziehung, Schwimmkursen und Kleinkunst-Akademie einen guten Start ermöglichen wollten. Während die Eltern bis zum Umfallen arbeiten, ist das Töchterchen vertan und wird nebenher umfassend gefördert. Zeit für Freunde oder gar Langweile bleibt nicht, aber da Greta es nicht anders kennt, vermisst sie auch nichts. Das ändert sich, als der Donnerstagskurs endet und Greta sich einen freien Nachmittag verschafft, indem sie ihre Eltern nicht darüber informiert. Freizeit. Zeit zum Nichtstun oder Lesen und für eine neue Bekanntschaft – mit Fräulein Luise.

Fräulein Luise

Fräulein Luise Potz (sie besteht darauf, Fräulein genannt zu werden) ist eine flotte Dame von fast 80 Jahren und wohnt bei Greta im Haus. Ab sofort gehören die Donnerstagnachmittage ihr und die beiden verbringen viele Stunden miteinander, in denen es sehr lustig zugeht. Bis das alte Fräulein stürzt und ins Krankenhaus und wenig später im Altersheim auf die Station für Demenzkranke kommt. Greta ist entsetzt und schmiedet einen Plan. Und der ist für ein 10 jähriges Mädchen erstaunlich gut durchdacht.

Wie Greta das Fräulein Luise entführte

Greta hat wirklich an (fast) alles gedacht. Ihre beste Freundin fährt an ihrer Stelle ins Ferienlager, damit die Eltern nichts merken und für Fräulein Luise hat sie genauestens aufgeschrieben, an was diese alles denken muss. Wenig später sitzen sie gemeinsam in Luises altem Auto. Eine Reise in Fräulein Luises Vergangenheit beginnt – abenteuerlich, unkonventionell und sehr lustig.
Wie ich Fräulein Luise entführte… ist ein humorvolles Kinderbuch. So unterhaltsam die Erzählung ist, so ernst sind doch deren Botschaften. Zwischen Greta und Luise liegt mindestens eine Generation und dennoch können sie einander viel geben. Beide sind offen und neugierig und zeigen auch gegenüber sozialen Randgruppen (in Form eines Trampers, der zum Rockkonzert will) keine Berührungsängste. Mit der abenteuerlichen Reise bricht Greta aus ihrem extrem geordneten und leistungsorientierten Leben aus. Den Unterton in der überspitzten Darstellung hören bereits Kinder heraus.

Die kindliche Ich-Erzählerin nimmt uns mit auf ihre Reise und lässt uns an ihren Wahrnehmungen und Empfindungen teilhaben, die immer wieder sehr plastisch zum Ausdruck kommen. „Die Sonne knallte so sehr auf uns herunter, dass die roten Ledersitze des Cabrios glühten und man das Gefühl hatte, sie würden richtig zischen, wenn man sie berührte.“ (S. 91)

Wenn sie das Verhalten der alten Dame beschreibt, für die solch ein Abenteuerurlaub erhebliche Strapazen bedeutet, ist es der mitunter fast schon trockene Humor, der amüsiert. Natürlich ist es wenig realistisch, dass sich die Lösung in kritischen Situationen immer wieder wie von selbst einstellt und sich alles zum Guten wendet. Aber wie langweilig wäre es, wenn es in allen Kinderbüchern ausschließlich realistisch zugehen würde?! Auch die ein oder andere Lüge muss der Leser den Figuren nachsehen. Andernfalls hätte es diese Reise nicht geben können.

Damit die Eltern keinen Verdacht schöpfen, schreibt Greta ihnen Nachrichten mit Informationen aus dem Ferienlager, die sie zuvor von ihrer Freundin erhalten hat. Diese sind optisch wie eine SMS dargestellt und die Notizen von Greta an Luise sind als kleine Zettelchen liebevoll illustriert.

Für Fräulein Luise endet dieses Buch mit einem ausgesprochen schönen Happy End (für alle anderen Figuren auch).

 

Wie ich Fräulein Luise entführte...Titel: Wie ich Fräulein Luise entführte…

Autorin: Sabine Bochmann

Illustratorin: Miryam Specht

Verlag: Planet! (Thienemann-Esslinger)

gebundene Ausgabe 12,99€

240 Seitenzahl

Altersempfehlung: ab 9 Jahren

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