[Inhalt, Rezension]
Ist es eine Gabe oder eher ein Fluch? Leo kann Geister sehen und sich mit ihnen unterhalten. Das merkt er allerdings erst, als er nachts alleine auf dem Friedhof steht und drei Geister namens Agathe, Harry und Ferdinand denken, sie seien unter sich. Was für ein Schreck! Und wie peinlich für Leo, denn dass er lauthals schreiend davonläuft, bemerken natürlich auch seine neuen Mitschüler:innen, mit denen er gerne befreundet sein möchte. Kein guter Start in ein neues Zuhause. Oder vielleicht doch?
Die Geisterhelfer – Traue sich, wer kann!

Tina Blase (Text) & Monika Parciak (Illustrationen):
Die Geisterhelfer – Traue sich, wer kann! (Band 1)
cbj 2024
ISBN 978-3-570-18121-8
224 Seiten * Preis: 13 € [D] * Altersempfehlung: 8-10 Jahre
Traue sich wer kann ist der Auftakt und 1. Band der Kinderbuchreihe Die Geisterhelfer von Tina Blase im cbj Verlag. Das Cover ist dank der Illustratorin Monika Parciak ein richtiger Blickfang, zumal es im Dunkeln leuchtet. Doch hält die Erzählung, was der Ersteindruck verspricht? Die kurze Antwort: Ja und nein. Aber der Reihe nach.
Leon ist mit seinen Eltern und einem aus seiner Sicht zu coolen Bruder umgezogen und besucht deswegen eine neue Schule. Er hofft darauf, dass es ihm hier gelingt, Freunde zu finden und von seinen Mitschüler:innen nicht wieder den Stempel Angsthase aufgedrückt zu bekommen. Der Anfang ist gemacht, als er zum Fußballspielen eingeladen wird. Doch ein Schuss mit dem Ball über die Friedhofsmauern hinaus und ins Dunkle hinein vermasselt alles. Leon muss den Ball holen, obwohl er panische Angst vor Dunkelheit hat. Auf dem Friedhof erlebt er seine erste waschechte Gespensterbegegnung und verliert dabei vollends die Fassung.

Der weitere Verlauf der Erzählung ist für Leo ein Auf und Ab. Er soll im Auftrag der drei Geister eine Mission erfüllen und kämpft gleichzeitig um sein Ansehen unter den Mitschüler:innen. Die spitzen Kommentare seines älteren Bruders sind hierbei ebenso wenig hilfreich wie die immer besorgter nachfragenden Eltern. Er kann ihnen ja schlecht sagen, was wirklich los ist! Antonia ist seine Vertraute und vielleicht auch seine Freundin, aber darf er sich öffentlich zu einem derart merkwürdigen Mädchen bekennen?
Da Leo als Ich-Erzähler auftritt und die Autorin sehr bildhaft schreibt, erweckt es den Eindruck, dass wir die Geschehnisse und Leos Empfindungen unmittelbar miterleben können. Leo wirkt mit seiner etwas unbeholfenen Art und den inneren Kämpfen, die er mit sich austrägt, sympathisch und nahbar. Bisweilen entsteht beim Lesen der Wunsch danach, einzugreifen und Leo an seinen weiteren Handlungen zu hindern, um ihn vor dem, was zwangsläufig kommen muss, zu beschützen. Darunter reihen sich lustige Situationen, so dass der 1. Band der Geisterhelfer-Reihe eine Mischung aus Spannung und Humor aufweist.
Ein wenig platt bleibt die Darstellung der Figuren, obwohl gute Ansätze vorhanden sind. Es deutet sich an, dass Antonia familiäre Konflikte erlebt, die aber noch weitestgehend verborgen bleiben, da Leo als Erzähler wenig darüber weiß. Dennis, ein Junge aus Leos Klasse, wird von vielen bewundert und ist dennoch nicht der arrogante, unsoziale Anführer, der er auf den ersten Blick zu sein scheint. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese und weitere Figuren in den nächsten Bänden entwickeln. Der 2. Band soll bereits am 26.3.2025 erscheinen.
Unterhaltsam und gelungen sind die textbegleitenden Illustrationen von Monika Parciak. Sie hat bereits andere Kinderbücher mit Geistern und Gespenstern bebildert und hierfür offensichtlich ein Faible, kann aber ebenso andere Themen modern und ansprechend in Szene setzen. Die Hell-Dunkel-Kontraste kommen in den Schwarz-Weiß-Bildern gut zur Geltung und passen zum Genre.