Wie kommt es nur, dass Erwachsene behaupten, als Kind sei alles viel einfacher? Wer „Flint und fertig“ bis zum Ende gelesen hat, dem wird eines klar: Das Leben eines 12 Jährigen ist definitiv kein Zuckerschlecken.
Flint und fertig – das Leben ist nicht einfach
Da wäre zunächst der beste Freund Andi. Mit ihm ist Flint schon seit dem Kindergarten befreundet, woher auch sein Piratenname Captain Flint stammt. Der Grund dafür ist simpel: Andi lispelt und kann Svend nicht richtig aussprechen und bevor er gar nicht mehr mit ihm spricht, verpasst er seinem Freund lieber einen anderen Namen. Erhalten geblieben ist auch das Piratenspiel mit Andi und dem kleinen Nachbarsjunge, einem richtigen Kind. Mitten im schönsten Spiel mit Augenklappe und Säbel radelt die hübsche Lea mit ihrer Freundin vorbei – voll peinlich!
In der Schule läuft es nicht viel besser. Außer Andi stehen merkwürdig weltfremde Außenseiter – wer will in dem Alter schon Friedhofswärter werden?! – und die Gang um Daniel Müller, einem vor allem bei den Mädchen beliebten Skater, zur Wahl. Tja, von dem wird Flint erst wahrgenommen, als er sich das Werkzeug aus dem Schuppen von dessen Vater geliehen und die Polizei ihn über die Eigentumsverhältnisse aufgeklärt hat. Seither zieht er den Kopf ein, wenn Daniel vorbeiläuft. Bliebe noch das häusliche Umfeld. Mit Opa ist es ganz gut auszuhalten, mit der großen Schwester gestaltet sich das schwieriger. Die hübsche Lea geht bei ihr ein und aus, aber für Flint ist Neeles Zimmer Sperrgebiet. Kopfüber, kopfunter, es bleibt turbulent.
Zwischen Piratenspiel und Skaterrampe – ein Junge an der Schwelle zur Pubertät
Locker und unterhaltsam bieten Torsten Wohlleben und Jutta Wetzel mit diesem Comic-Roman eine Alternative zur Erfolgsreihe „Gregs Tagebuch”. Die Thematik entspricht der Lebensrealität von Jungen im besagten Alter, indem der Widerspruch zwischen kindischen Anteilen und erwachenden Jugendinteressen einfühlsam dargestellt wird. Der Protagonist verhält sich in Schule und Freizeit trotz geringfügiger Eskapaden angepasst und ist somit kein Negativvorbild. Die 160 Seiten sind ansprechend und übersichtlich gestaltet. Die Zeichnungen in schwarz-weiß lassen die Herkunft der Illustratorin – Kinder- und Bilderbücher – erkennen, indem die Figuren deutlich realitätsnaher als beispielsweise bei „Gregs Tagebuch” dargestellt sind. Der sprachliche Ausdruck ist für Kinder… pardon, Jugendliche ansprechend, ohne in Wortwahl und Satzbau zu salopp daher zu kommen – also keins der Bücher, die von Eltern und Pädagogen auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt werden.
Flint und fertig von Torsten Wohlleben (Autor) und Jutta Wenzel (Illustratorin), Carlsen 2015, gebundene Ausgabe 11,99€, 160 Seiten, ISBN-13: 978-3551556639