[Inhalt, Rezension]
Julia im Alten Rom ist eine fiktive Geschichte über ein Mädchen, das im Alten Rom lebte. Während wir mit ihr mitfiebern, erfahren wir sehr viel über die damalige Zeit.
Die elfjährige Julia lebt im Jahre 64 n. Chr. im damaligen Rom. Sie ist die Tochter eines angesehenen und reichen Kaufmannes und gehört damit zur privilegierten Schicht im alten Römischen Reich. Neben dem Vater als Familienoberhaupt gehören ihre Mutter, ihr Bruder und die SklavInnen zu Julias Familie. Julias Vater ist schwer erkrankt und es steht nicht gut um ihn. Der einfache Arzt kann nichts mehr für ihn tun und er empfiehlt der Familie, sich durch umfangreiche Opfergaben mit den Göttern gut zu stellen.
Darauf möchte Julia sich nicht verlassen. Sie hört von einem Arzt, der wahre Wunder vollbringen kann und bereits Todgeweihte wieder auf die Beine gebracht hat. Die Chancen stehen nicht gut, dass sie diesen Arzt finden wird, anscheinend hat er vor mehreren Jahren sehr plötzlich die Stadt verlassen. Doch Julia ist hartnäckig und begibt sich auf die Suche nach jemandem, der ihr sagen kann, wo sie den Arzt findet. Daraus wird eine Rundreise durch Rom, bei der Julia Menschen aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten trifft und kulturell beachtenswerte Orte und Persönlichkeiten aufsucht.
Kombination aus Erzählung und Sachbuch
Die fiktive Erzählung mit Julia und ihrer Familie dient als spannende Rahmenhandlung, durch die wir Lesenden geschickt quer durch Rom gelotst werden und dabei allerhand Wissenswertes aus dem Alten Rom erfahren. Die historischen Einblicke, die wir über Julia erhalten, werden durch kurze Sachtexte ergänzt und vertieft.
Beispielsweise erfahren wir durch den Text auf der linken Buchseite, dass Julia die Thermen des Agrippa besucht und dort abgewiesen wird, weil nachmittags nur Männer Zutritt haben. Auf der rechten Seiten folgt der Informationstext darüber, was die Thermen sind und wer sie erbaut hat.
Diese Kombination aus Sacherzählung und reinem Sachtext ist ein gelungener Clou. Es ist sowohl möglich, allein die Erzählung zu lesen, als auch gezielt Informationen nachzuschlagen oder beides miteinander zu verbinden.
Wie ein Museumsbesuch
Einen kleinen Haken hat der Aufbau des Buches: Da es dem Autor offensichtlich wichtig war, möglichst viele Informationen einzubinden, muss Julias Suche nach dem Arzt entsprechend umfangreich ausfallen. Dadurch wirkt die Geschichte teilweise ein wenig langatmig und mitunter konstruiert.
Das wird neben dem hohen Informationsgehalt durch die detaillierten, stimmungsvollen Aquarellbilder wieder wettgemacht. Sie bieten zusätzliche Einblicke und erinnern an einen kurzweiligen Museumsbesuch, bei dem man antike Gegenstände und Bilder bewundern kann.
Fazit
Julia im Alten Rom ist ein gelungenes Buch, das auf den ersten Blick wie ein Bilderbuch für jüngere Kinder aussieht. Dieser Eindruck täuscht. In eine spannende Rahmenhandlung sind umfangreiche Sachinformationen eingebettet, weswegen das Buch auch im Geschichtsunterricht in Klasse 5/6 noch zum Einsatz kommen kann.
Bibliographische Angaben
Frank Schwieger (Text) & Anne Bernhardi (Illustrationen):
Julia im Alten Rom
Gerstenberg 2022
ISBN 978-3-8369-6079-3
48 Seiten, gebundene Ausgabe, 30.5 cm x 22 cm
Preis: 17 €
Altersempfehlung: ab 8 Jahren, vor allem 10-12 Jahre