[Inhalt, Rezension]
„Opa, ich kann Hummeln zähmen“ ist ein Bilderbuch über das Abschiednehmen, die Trauer und das, was nach dem Tod ist. Relativ schonungslos verrät uns gleich der erste Satz, worum es in diesem Buch geht. „Opa ist tot.“
Jori, dessen Alter nicht genau benannt wird, aber entsprechend der Aussagen im Buch deutlich unter 12 Jahren liegt, vermisst seinen Opa schmerzlich. Er kann sie nicht greifen, diese Aussage, sein Opa sei tot. Was bedeutet das? Was ist tot? Und noch viel wichtiger: Wo ist sein Opa jetzt, wenn er tot ist?
Erklärungen zum Tod
Im weiteren Verlauf kommen von verschiedenen Personen unterschiedliche Erklärungsansätze, die Jori mehr oder weniger gefallen und ihm nicht weiterhelfen. Mama meint, er sei für immer eingeschlafen. Eine problematische Herangehensweise, die insofern aufgelöst wird, dass Jori seinen Opa nicht im Bett finden kann. Das stimmt schon mal nicht.
„Opa ist im Himmel“, sagt Oma.
Diesen Ort kann sich Jori für seinen Opa gut vorstellen, kann aber nicht nachvollziehen, warum die Oma bei einem so schönen Ort mit Tränen in den Augen vor ihm steht. Das passt doch nicht zusammen!
Es folgen ein religiöser und ein biologischer Ansatz (beim lieben Gott, der Körper auf dem Friedhof). Keine Erklärung erscheint Jori stimmig und wahr. Er zeigt sich irritiert, da seine Familie, der er vertraut und die er lieb hat, nicht ehrlich zu sein scheint.
Jori trauert
Bei Jori setzt eine Phase der Traurigkeit ein, in der er in seinen Erinnerungen an Momente mit Opa schwelgt. Darüber erfahren wir Lesenden einiges über den Verstorbenen, beispielsweise dass er ein Schreiner war, viel im Garten gearbeitet hat und Jori die Einschlafgeschichten nicht vorgelesen, sondern frei erzählt hat.
Im Buch wird das nicht direkt so benannt, aber als Erwachsene können wir erahnen, dass Jori sich innerlich zurückzieht. Das wirkt auf Kinder anders, da wir über die lebendigen Illustrationen, in denen sich phantastische Szenerien aus kindlichen Erinnerungen abspielen, an Joris Erleben teilhaben. Somit sehen wir keinen kleinen Jungen, der alleine in seinem Zimmer sitzt.
Hoffnung wächst heran
Später beginnt er langsam wieder am Leben teilzunehmen, immer noch mit Blick in die Vergangenheit. Opas Garten wird zum Symbol der Hoffnung, über den Jori in enger Verbindung zum Verstorbenen wieder Schritt für Schritt aus seinem inneren Rückzug ins Hier und Jetzt findet. Er erinnert sich daran, was ihm Opa über den Nachthimmel erzählt hatte. Darin befinden sich schwarze Löcher, aus denen die verstorbenen Menschen herunterschauen. Wenn ein Verstorbener besonders glücklich ist, leuchtet er bis zur Erde herab. So winkt Jori einen hellen Stern zu. Er ist immer noch traurig, aber beginnt die unabänderliche Situation mit Opas Erklärung zu akzeptieren.
Das Buch ist bereits im Jahr 2007 bei Sauerländer erschienen, wurde nun aber im Jahr 2023 von Claudia Burmeister neu illustriert und bei cbj herausgebracht. In Bezug auf die Illustrationen bin ich zwiegespalten. Einerseits interpretieren sie den Text an vielen Stellen wirklich gelungen und lassen gleichzeitig Raum, die Bilder wiederum zu verstehen. Damit ermöglichen sie ein Verweilen und bieten Gesprächsstoff, was ich gelungen finde. Andererseits gefällt mir der Stil der Illustrationen nicht auf allen Seiten, insbesondere die Darstellung menschlicher Figuren entspricht weniger meinem persönlichen Geschmack. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, daher kann ich „Opa, ich kann Hummeln zähmen“ als einfühlsames Bilderbuch zum Tod dennoch empfehlen.
Auf dem Blog findet ihr weitere Bücher zu diesem Thema. Stöbert gerne und schaut hier vorbei: Bilder- und Kinderbücher zum Thema Tod und Sterben
Bibliographische Angaben
Monika feth (Text) & Claudia Burmeister (Illustrationen):
Opa, ich kann Hummeln zähmen
cbj 2023
ISBN 978-3-570-18064-8
32 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 x 27 cm
Preis: 15 €
Altersempfehlung: ab 4 Jahren