Noel findet ein zerknittertes Stück Papier und alle seine Wünsche, die er darauf schreibt, gehen in Erfüllung. Ist der Wunschzettel magisch oder alles nur ein merkwürdiger Zufall?
Noel ist fast 11 Jahre alt und wohnt zusammen mit seinem Vater in Stockholm. Es gibt einige Dinge, die den Jungen belasten. Zum Beispiel dass seine Mutter in Afrika lebt. Und dass sein Vater deswegen oft traurig ist.
Seit einem halben Jahr wohnen Vater und Sohn nun alleine, sind in einen anderen Stadtteil gezogen und Noel hat die Schule gewechselt. Dort hat er keinen Anschluss gefunden und bekommt natürlich mit, wie die Lehrerin über ihn redet. Er sei schwierig, gehe nie auf andere zu und wäre altklug. Deswegen meldet er sich im Unterricht kaum noch, obwohl er die Antworten weiß. Von seinen Problemen kann Noel dem Vater nichts erzählen, der hat genug eigene Sorgen.
Im Schulbus trifft Noel auf einen Obdachlosen mit Goldzahn, der ihm irgendwie seltsam vorkommt. Der lässt einen Zettel liegen auf dem „Noel – Wunschzettel“ steht und wie von Zauberhand scheinen alle Wünsche in Erfüllung zu gehen, die Noel darauf schreibt. Ob er damit endlich Freunde findet und machen kann, dass seine Mama zurückkommt und alles wie früher ist? Jedenfalls steht plötzlich Wolke vor seiner Tür und ist genau so, wie sich Noel eine Freundin vorstellt.
Zauberei oder glücklicher Zufall?
„Noel und der geheimnisvolle Wunschzettel“ zeichnet ein Bild von einem Jungen, der sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet. Noel tritt als Ich-Erzähler auf, wodurch wir als Leser erfahren, dass er mehr mitbekommt, als Eltern und Lehrer denken. Gleichzeitig erhalten wir Einblicke in seinen Selbstzweifeln, die ihn daran hindern, etwas an seiner sozialen Isolation zu ändern.
War es nun Zauberei durch den Wunschzettel oder Zufall mit ein bisschen Glück, beides ist möglich. Jedenfalls wäre es kein Kinderbuch für die Weihnachtszeit, wenn die Geschichte kein gutes Ende nähme. Dieses ist aus meiner Sicht fast schon ein wenig zu gut, mit einer gewissen Tendenz zum Kitsch.
Obwohl die Weihnachtszeit als Zeit der Besinnlichkeit, des Friedens und des Beisammenseins gilt, wissen wir nur zu gut, dass die Realität oft anders aussieht. Daher ist es wichtig, auch problemorientierte Kinderbücher zu veröffentlichen. In der Weihnachtszeit kaufen Erwachsene die allerdings besonders ungern.
Da sich der Wunsch nach einer heilen Welt noch lange nicht erfüllt, wenn wir Probleme einfach ausblenden, empfehle ich gleich ein weiteres Kinderbuch, das in der Weihnachtszeit spielt und in dem ein Junge mit seiner Familiensituation Schwierigkeiten hat: Frohe Weihnachten, Zwiebelchen!
Janina Kastevik (Autorin) & Pe Grigo (Illustratorin) & Friederike Buchiger (Übersetzerin):
Noel und der geheimnisvolle Wunschzettel
Carl Hanser Verlag 2018
ISBN 978-3-446-25989-8
128 Seiten * gebundene Ausgabe 14 € [D] * Altersempfehlung: 8-10 Jahre