Cato und die Dinge, die niemand sieht

Cover des Kinderbuches bzw. Jugendbuches "Cato und die Dinge, die niemand sieht" vom Dragonfly Verlag

[Inhalt, Rezension]
Die meisten Kinderbücher sind für den Moment des Lesens interessant, manchmal lustig, andere spannend, mitunter auch langweilig oder unstimmig. Gelesen, gefreut, vergessen. Ganz anders verhält es sich mit diesem Buch, das berührt und lange nachklingt.

Cato und die Dinge, die niemand sieht ist eine außergewöhnliche Erzählung, psychologisch feinfühlig und tiefsinnig, emotional bewegend sowie logisch und fantasievoll zugleich. Ein Meisterwerk, das vollkommen zu Recht 2022 den Goldenen Griffel, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis in den Niederlanden, erhielt.

Die 12-jährige Cato hatte keinen guten Start ins Leben, denn ihre Mutter verstarb unter der Geburt. Es ist nicht verwunderlich, dass dies sowohl bei Cato als auch ihrem Vater tiefe Spuren hinterlassen hat. Während Cato als schwierig, rebellisch und irgendwie anders als alle Gleichaltrigen beschrieben wird, zeigt sich ihr Vater wenig präsent, wodurch er „eher einer Zimmerpflanze geähnelt hat als einem Vater“ (S. 137). Die eine laut, der andere still, beide umgibt eine alles ergreifende Einsamkeit, denn weder der Vater noch die Tochter setzen sich mit ihrer Trauer und dem Trauma durch den schweren Verlust auseinander. Die Einsamkeit und Stille zwischen ihnen ist derart raumeinnehmend, dass man am liebsten eingreifen, den Vater wachrütteln und an des Kindes Stelle lauthals schreien und ausrasten möchte. 

Zeitreisen auf der Leinwand

Die Wende tritt ein, als Cato auf dem Klavier eine Visitenkarte findet, die sie zu einem verlassenen Kino führt. Dort begegnet sie einer mysteriösen Inhaberin namens Frau Kano, die das Mädchen fortan regelmäßig besucht. Über die Filme auf der Leinwand unternimmt Cato Zeitreisen in die Vergangenheit ihrer Familie und kommt darüber sowohl mit sich selbst als auch ihrem Vater in Kontakt.

Psychologisches Kinderbuch

Die Erzählung ist komplex, spannend geschrieben und voller Überraschungen. Sie bietet Raum für Interpretationen und kann als psychologische Aufarbeitung und Prozess des Erwachsenwerdens verstanden werden. Cato und die Dinge, die niemand sieht ist ein herausragendes Kinder- bzw. Jugendbuch und nach dem ersten Lesen stellt sich eventuell der Eindruck ein, man habe noch nicht alles verstanden und müsse die Geschichte erneut lesen, um sie in ihrer Tiefe zu erfassen. Es ist kein Buch für die breite Masse, sondern eins, worüber man sich intensiv austauschen möchte und für Heranwachsende geeignet, die sich mit psychologisch schwierigen Themen auseinandersetzen. Es eignet sich als Klassenlektüre im Deutschunterricht für Klasse 6 und 7.

Yorick Goldewijk (Text) & Sonja Fielder-Tresp (Übersetzung):
Cato und die Dinge, die niemand sieht

Dragonfly 2024
ISBN 978-3-7488-0260-0240 Seiten, Preis: 15 € [D]
Altersempfehlung: 12-15 Jahre

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