„Pubertät ist eine Pickelige, Unzufriedene, blöde, eigensinnige, rotzg-trotzig-ätzende, tolle Zeit” in der sich allerhand verändert, manches kompliziert, anderes sehr viel einfacher wird und in der es auf jeden Fall ratsam ist, sich ein wenig damit auseinanderzusetzen – zum Beispiel mit Hilfe dieses Buches.
Das Cover vermittelt bereits einen guten Eindruck über die Gestaltung des Buches. Bunt, kreativ und dennoch gut strukturiert und übersichtlich sind verschiedene Bereiche rings um die Pubertät und die Wandlung vom Mädchen zur Frau dargestellt. Jede Doppelseite widmet sich einem Bereich, hat eine Überschrift, viele Bilder und zusätzliche Infokästen neben dem ausführlicherem Text. Die Bilder setzen sich aus zahlreichen Fotos und Kinderbuchillustrationen zusammen, die durchaus kritisch zu bewerten sind. Von den zahlreichen Mädchen ist nicht ein einziges dabei, das nervige Pickel oder Übergewicht hat – Themen, die sehr wohl zur Pubertät gehören und im Text auch angesprochen werden. Die im Buch behandelten Bereiche sind vielfältig und reichen von körperlichen und hormonellen Veränderungen über Körperpflege, Ernährung und Kleidung bis hin zu Schule und Entspannung. Verliebtsein und Sexualität gehören nicht bzw. kaum dazu. Liebe wird nicht nur auf das andere (oder eigene) Geschlecht bezogen, sondern deutlich weiter gefasst, indem auch von Eltern-, Geschwister- und Menschenliebe die Rede ist. Interessant ist der Ansatz, von Eltern häufig gesagte und in der Regel als nervig empfundene Aussagen wie „Rauche und trinke nicht” zu übersetzen in „Wir machen uns Sorgen um deine Gesundheit”. Hier können Eltern und Kinder voneinander lernen. Die einen, indem sie über ihre Formulierungen nachdenken und die anderen, indem sie nicht alles einseitig als Verbot oder Einschränkung interpretieren.
Insgesamt lässt sich das Buch als eine Mischung aus Sach- und Activity-Buch beschreiben, da es informiert und gleichzeitig zahlreiche Vorschläge parat hält, die dazu auffordern, Kosmetikrezepte auszuprobieren oder Tests und Fragebögen zu beantworten. Letztere zielen darauf ab, sich mit den eigenen Vorlieben, Bedürfnissen und Ansichten auseinanderzusetzen. Die Mädchen sollen auch unangenehme Gefühle wie Wut und Eifersucht nicht unterdrücken, aber sich derer bewusst sein und daraus resultierende Handlungen ggf. überdenken und verändern. Ist das Buch im ersten Drittel mit seinen vielen Aufforderungen und Ausrufesätzen, die die Leserin direkt ansprechen, fast schon zu aufdringlich geschrieben, wandelt sich dies später zu einer sensibleren, deutlich angenehmeren Ansprache. Es ist der Autorin gut gelungen, Mädchen zu einer reflektierten Haltung (sich selbst und anderen gegenüber) zu animieren und dennoch selbstbewusst durchs Leben zu schreiten. Eine lohnenswerte Lektüre – für Mädchen zwischen 10 und 13 Jahren und deren Eltern.
Weil ich ein Mädchen bin! Alles, was Mädchen wissen wollen von Ilona Einwohlt (Autorin) und Pe Grigo (Illustratorin), Fischer Sauerländer 2016, gebundene Ausgabe 14,99€, 128 Seiten, ISBN: 978-3737352253