Das Tagebuch von Anne Frank steht symbolisch als Mahnmal gegen den Holcaust. Mit diesem Comic bzw. der Graphic Novel gelingt es Folman & Polonsky hervorragend, das 13 jährige Mädchen mit all ihren Sensüchten, Hoffnungen, Ambivalenzen und Ängsten abzubilden. Es bleibt dafür nah am Original, gelungen ergänzt um eigene Akzente.
Den Namen Anne Frank kennt wohl jeder. Durch ihr Tagebuch, das sie liebevoll Kitty nannte, bleibt sie der Nachwelt mit ihrem 13 jährigen Ich in Erinnerung und steht symbolisch für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Ihre Geschichte berührt durch die Dramatik aber vor allem durch die Darstellung. Anne Frank war für ihr Alter nicht nur außergewöhnlich reif und weise, sondern konnte ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse ausgesprochen lebendig zu Papier bringen. So lebendig, dass beim Lesen des Originals der Eindruck entsteht, man kenne das Mädchen persönlich und möchte ihr die sein, nach der sie sich sehnte, eine beste Freundin. Bei einem so vielschichtigen Original ist es nicht verwunderlich, dass die Macher der Graphic Novel von Anne Franks Tagebuch zunächst zögerten und nicht wussten, ob sie die Auftragsarbeit annehmen können. Umso besser, dass sie es taten, denn wir finden die Adaption sehr gelungen.
Anne Frank – Comic und Original
Ari Folman und David Polonsky bleiben insgesamt sehr nah am Original, natürlich verdichtet und mit ausgewählten Szenen, die exemplarisch für weitere stehen. Auffällig ist, dass ab der Mitte des Buches wiederholt komplette Seiten mit dem Originaltext gefüllt sind. Das mag Comic-Leser irritieren, tut dem Anne Frank Comic aber keinen Abbruch.
Mit Blick auf weniger geübte Leser, für die Anne Franks Tagebuch zu hochschwellig ist, die einen Comic aber lesen würden, fällt weiterhin auf, dass die Schriftgröße recht klein ist. „Das Tagebuch von Anne Frank“ in der Fassung von Ari Folmann & David Polonsky ist damit nur teilweise für leseschwache Kinder und Jugendliche geeignet. Die hohen Bildanteile entlasten beim Lesen, der Text ist in einer gut lesbaren Schrift und innerhalb der Sprechblasen in Großbuchstaben gedruckt, aber die Textanteile sind hoch und wie schon erwähnt in kleiner Schrift.
Die Illustrationen zeigen dokumentarisch Ausschnitte der NS-Zeit und dem Leben im Hinterhaus und greifen Annes Phantasien gelungen auf, indem sie beispielsweise die Personen aus dem Hinterhaus je nach Annes Gemütszustand karikieren. Anne Frank war eine beeindruckende Persönlichkeit, die durch ihre Aufzeichnungen zum Mahnmal gegen den Holocaust wurde. Diese Comic-Adaption stellt ebenfalls eine starke emotionale Nähe zu ihr her, wodurch das talentierte 13 jährige Mädchen mit ihren Ängsten, Hoffnungen, Sehnsüchten und Ambivalenzen zum Greifen nah ist.
Ari Folman & David Polonsky:
Anne Franks Tagebuch
S. Fischer Verlag 2017
ISBN 978-3-10-397253-5
160 S. * gebundene Ausgabe 20 € [D] * Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Liebe Anna,
ich freue mich sehr, dass dir die GN auch so gut gefallen hat! Ich habe dieses Jahr das Tagebuch gehört und danach diese GN gelesen und war fasziniert, wie toll die Comic-Variante gelungen war. Das mit dem vielen Text und der Schrift stimmt. Doch ich denke, mit 13 Jahren und älter, kann man das durchaus bewältigen.
GlG, monerl
Hallo,
meine Tochter hatte ebenfalls zuerst das Tagebuch in seiner Originalversion (übersetzt) gelesen und danach diese Graphic Novel. Das ergänzt sich wunderbar. Der hohe Textanteil fällt sicherlich in erster Linie Comiclesern auf. Wer meistens Romane liest, bemerkt das möglicherweise gar nicht. Ich bin darauf eingegangen, weil sich Comics und Graphic Novels sehr gut für die Leseförderung eignen, wenn das Lesen entweder wenig Freude bereitet oder besonders mühsam ist. In dem Fall ist das relevant, für alle anderen zweifellos gut zu schaffen.
Herzliche Grüße
Anna