Igitt, eine Laus! Und wie das juckt! Wer Kinder hat, bleibt von den kleinen Biestern nicht verschont. Früher oder später erwischt es wohl jede Familie. Und wer vergessen hat, wie das war, dem werden diese Kinderbücher über Läuse auf die Sprünge helfen.
Obwohl Läuse sehr häufig vorkommen, gibt es wenige Kinderbücher oder Bilderbücher über Läuse. Ob die keiner kauft, weil alle die kleinen Tierchen so ekelig finden? Mir hat beim Lesen ordentlich der Kopf gejuckt, zu gut kann ich mich an all die Läuseepisoden und deren teils langwierige Behandlung erinnern.
Das Läusegerdicht
Martin Baltscheit (Autor) & Katharina Sieg (Illustratorin)
Tulipan 2019
ISBN 978-3-86429-370-2
40 Seiten * Preis: 15 € [D] * Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Läuse, diese lästigen Plagegeister! Sie wandern von Kopf zu Kopf, immer auf der Suche nach einem geeigneten Wirt. Doch der eine ist zu hart, der andere zerzaust, beim nächsten stört der Hut oder er ist voll Sand. Die Laus in diesem Bilderbuch ist äußerst anspruchsvoll und so ist es fast schon ein Kompliment, wenn sie ausgerechnet dich ausgesucht hat für ihr neues Heim. Das überzeugt dich nicht? Verständlich, wer will schon derart geehrt werden. So kommt es, wie es kommen muss
„Und auch der Vampir
nicht will und sich stemmt,
wird er jetzt gleich…
…aus den Haaren gekämmt!“
Die Reise der Laus auf die unwirtlichsten Köpfe ist ein großer Spaß in Reimen, bei dem letztlich doch der Bezug zum Alltag hergestellt wird. Bei allem Humor, an einer Läusebehandlung führt nun mal nichts vorbei. Einziger Kritikpunkt am Buch: Läuse springen doch nicht von Kopf zu Kopf!
Läusealarm!
Charlotte Habersack (Autorin) & Thorsten Saleina (Illustrator)
Carlsen 2016
ISBN 978-3551042415
24 Seiten * Preis: 1,99 € [D] * Altersempfehlung: 3-6 Jahre
Läusealarm! Antons Kopf juckt und er kratzt, es will gar nicht wieder aufhören. „Anton hat Läuse!“, schreit prompt ein Mädchen durch die Klasse, damit es auch alle Kinder mitbekommen. Er hatte sich zwar ein Haustier gewünscht, aber eigentlich keine Laus. Die würde er jetzt trotzdem gerne behalten, nur Mama ist anderer Meinung. Sie wäscht seinen Kopf mit einem Spezialshampoo, putzt das ganze Haus und sprüht alles ein. Gut, dass sie eine Waschmaschine für den riesigen Läuse-Wächeberg haben. Drei Tage darf er zu Hause bleiben, dann ist Mama sicher, dass er wieder läusefrei ist. Dafür fehlt nun Marie, die zuvor so vorlaut war.
„Läusealarm“ ist ein Bilderbuch, das ursprünglich bei arsEdition erschienen ist und derzeit bei Carlsen als Maxi Pixi verkauft wird. Es beschreibt die typische Situation, wie sie sich abspielt, wenn die Läuse in der Schule entdeckt werden. Die Illustrationen gefallen uns gut, weil sie witzige Zusatzdetails enthalten. Während Mama die Wäsche in die Waschmaschine packt, sieht man beispielsweise in Antons Gedankenblase allerhand Läuse in Seenot mit Rettungsring und einem „SOS“-Schild. Weniger gut gefällt mir in diesem Kinderbuch die Behandlung der Läuse, denn die ist eindeutig übertrieben. Der Chemieeinsatz in der Wohnung, den Antons Mutter vornimmt, schadet mit Sicherheit allen anderen Insekten und hat in Anbetracht des weltweiten Insektensterbens nichts in Kinderbüchern verloren. Neben der direkten Behandlung reicht es vollkommen aus, das Bettzeug und die getragenen Anziehsachen zu waschen. Die Aussage von Antons Mutter, Läuse würden überallhin krabbeln ist schlichtweg falsch. Ich kann dieses Bilderbuch über Läuse daher nur eingeschränkt empfehlen.
Kommissar Maus löst jeden Fall: Die Läuse sind los
Sibylle Rieckhoff (Autorin) & Valeska Scholz (Illustratorin)
HABA
ISBN 978-3-86914-204-3
32 Seiten * Preis: 12,95 € [D] * Altersempfehlung: 3-6 Jahre
Kommissar Maus lümmelt gerade glücklich auf seinem Sofa, als das Telefon klingelt. Sieht ganz nach einem neuen Fall für ihn aus, oder? Am anderen Ende der Leitung ist ein Kindergarten. In der Einrichtung gibt es einen merkwürdigen Vorfall, allen Kindern juckt der Kopf. Kommissar Maus eilt zum Tatort und ermittelt prompt den Täter. Überall wimmelt es von Kopfläusen, die sich von dem Kommissar überhaupt nicht beeindrucken lassen. Für Handschellen sind die kleinen Ganoven zu klein, also rückt er mit Spezialshampoo und Läusekamm an. Schnell ist die Läusebande besiegt und im Kindergarten können die Kinder fröhlich weiterspielen. Doch als Kommissar Maus es sich daheim gemütlich machen will, juckt es ihm am Kopf. Das darf nicht wahr sein!
Die Idee mit dem ermittelnden Kommissar finde ich gelungen und auch die Umsetzung gefällt mir. Auf der letzten Doppelseite gibt es Informationen über Läuse, wobei die bekanntesten Irrtümer geklärt werden. Bis auf kleine Details (z.B. liegen die Nissen im Bild einfach auf der Kopfhaut) hat alles seine Richtigkeit. Auch in diesem Bilderbuch über Läuse enthalten die Illustrationen einzelne Elemente, wie wir sie aus Comics kennen und wieder machen sie einen guten Teil des Humors aus. „Die Läuse sind los“ ist damit ein gelungenes Kinderbuch über Läuse, das Fiktion und Wirklichkeit gekonnt vereint.
Ohne jetzt die kritisierte Stelle genau zu kennen, sehe ich da keinen Zusammenhang zwischen Läusebekämpfung und weltweitem Insektensterben. Fehlt da in der Aussage „Der Chemieeinsatz in der Wohnung, den Antons Mutter vornimmt, schadet mit Sicherheit allen anderen Insekten und hat in Anbetracht des weltweiten Insektensterbens nichts in Kinderbüchern verloren.“ ein näher erläuternder Gedanke? Also was hat der Chemieeinsatz IN DER WOHNUNG mit dem Insektensterben allgemein konkret zu tun?
Es geht mir darum, darauf hinzuweisen, dass es Themen gibt, für die sensibilisiert werden sollte bzw. wo ich es nicht einfach hinnehmen möchte, wenn genau das Gegenteil stattfindet. Einfach weil wir nur einen Planeten haben. Wenn Kinder mit Büchern groß werden, in denen ihnen der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden als normal und richtig vermittelt wird, finden sie es später vielleicht richtig, in ihrem Kleingarten dasselbe zu tun und stoßen sich nicht daran, wenn das in unnatürlich bewirtschafteten Landstrichen in richtig großen Mengen geschieht. Hier wird exemplarisch ein Vorgehen legitimiert, das aus ökologischer Sicht eine Katastrophe ist – und wie geschrieben vor dem Hintergrund, dass der Einsatz bei Läusen völlig sinnfreien ist, weil die nicht das ganze Haus bevölkern.