Wie ist es, wenn man kein Zuhause hat?

Von der Flucht und Reise aus der Heimat bis hin zur Beantragung von Asyl - ein Bilderbuch, das mehr Details als die meisten Kinderbücher über Flucht, Migration und Asyl verrät

[Inhalt und Rezension]
„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl“
Herbert Grönemeyer

Dennoch ist dieses Gefühl an bestimmte Orte und Bilder geknüpft. Es sind Erinnerungen, die uns prägen. Im besten Falle schöpfen wir aus ihnen Kraft und Zuversicht. Doch was ist mit den Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten? 

In Deutschland geht es uns gut. Uns belasten weder Krieg noch Hungesnöte, selbst die Ärmsten unter uns werden durch verschiedene Institutionen und Hilfssysteme aufgefangen und ihre Not ist mitnichten mit der von Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten vergleichbar. So ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland ein beliebtes Ziel bei all denjenigen ist, deren Lebensbedingungen vollkommen andere sind. Doch warum verlassen Familien ihre Heimat? 

Zuwanderer sind nicht immer Flüchtlinge

Hier zeigt sich dieses Bilderbuch gleich zu Anfang differenziert. Nicht alle sind „Flüchtlinge“, denn die Geflüchteten sind lediglich eine Teilgruppe der Zuwanderer. Und Zuwanderungsgründe gibt es allerhand. Neben Flucht vor Krieg, Verfolgung, Terrorismus und Naturkatastrophen erscheint es recht banal, aber der Wunsch nach einem höheren Lebensstandard oder der Familienzusammenführung gehören ebenfalls dazu. Mit dieser Darstellung löst das Kinderbuch stereotype Vorstellungen über Zuwanderer und Asylsuchende auf. Offensichtlich wird der Anspruch verfolgt, Kinder über Zuwanderung, Umstände von Flucht und dem langen Weg der Asylbeantragung objektiv aufzuklären. Das wirkt zum Teil etwas zu nüchtern, es fehlt an konkreten Beispielen, über die eine emotionale Bindung entsteht. Vielleicht ist das aber auch gut so.

So gut es im Text gelingt, einseitige Darstellungen ad acta zu legen, so sind an der Stelle die Illustrationen zu kritisieren. Der Stil und die Farbgebung gefallen uns persönlich sehr gut, doch sie bedienen allzu oft Klischees und bleiben oberflächlich. Das kleine Kind mit seinem Bündel vor einem unendlich riesigen Hochhaus ganz allein auf der Straße soll wohl dessen Einsamkeit ausdrücken, kann es aber derart in der Realität nicht geben. Auch die Familie, die mit ihrem Hab und Gut eine Allee entlangläuft, an dessen Ende sich eine Stadt mit einem Vergnügungspark als Kontrast befindet, ist zu stark vereinfacht.

Ergänzung zu anderen Bilderbüchern über Flucht

Viele andere Bilderbücher und Kinderbücher beschränken sich überwiegend auf emotionale Fluchtgeschichten und das Leid der Betroffenen. „Wie ist es, wenn man kein Zuhause hat?“ bietet trotz Schwächen als Sachbilderbuch viele Details rings um den langen Weg bis zum dauerhaften Aufenthalt in unserem Land und ergänzt das vorhandene Bücherrepertoire. Sehr gelungen ist der Abschluss. „Kann mir das auch passieren?“ und „So kannst du helfen“ beruhigt einerseits, ist dabei aber ehrlich und zeigt Wege auf, wie Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen können. 

Ceri Roberts & Hanane Kai:
Wie ist es, wenn man kein Zuhause hat?
Alles über Flucht und Migration
ISBN 978-3-522-30511-2
Gabriel Verlag
Preis: 10 € [D]
Altersempfehlung: 5-8 Jahre

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